Dienstag, 3. Juni 2014

AFTER WALPURGIS ( F)





F wie Fürstenfeld


Zurück in die historischen Zukunft, in der Tyrannen, die den katholischen Höllenqualen durch den Bau einer Kirche oder Stiftung eines Klosters entgehen konnten, noch von Hand gezüchtet wurden. Einer dieser Wohltäter ist/wahr Ludwig, der Strenge, der durch die irrtümliche Hinrichtung seiner Erstgemahlin Maria von Brabant in den Focus der Medien bzw. der Geschichtsschreiber rückte. Als deren Unschuld postum publik wurde, sühnte der verwitwete Heiratsschwindler die irrtümliche Scheidung durch die Gründung (Stiftung) des Zisterzienserkloster Fürstenfeld (* 1263) auf dem Burgstall "Engelsberg" in der Hoffnung, seine verstorbene Mitgift, die keine Nachkommen hinterließ, ihm nicht Gram sein möge. Trotz der Entschädigung, welche die Hingerichtete ebensowenig lebendig machte wie die Bernauerin, konnte der Fürstenfelder nicht verhindert, dass sein Sohn, Kaiser Ludwig, der Bayer (** 11. Oktober 1347) im Hoheitsgebiet der Einsiedlerin Edigna von Puch (** 26. Februar 1109) bei einer Bärenjagd das Zeitliche segnete. Ludwigs pompöses Scheingrab (Kenotaph) unweit des Teufeltrittes im Münchner Liebfrauendom gab der letzte Bayernherzog in Auftrag, der nach dem Dreißigjährigen Krieg  zum Kurfürsten gekrönt wurde nach der Maxime: "Wir sind (bald) Kaiser".
In dem Zusammenhang kommt mir Generalfelbmarschall Tilly, ein gebürtiger Brabanter, in den Sinn, der im Namen des Vatikans im lutherischen Magdeburg ein unbeschreibliches Blutbad befehligte. Die religiösen Massenmorde der Katholischen Liga verliefen im 17. Jahrhundert nach dem selben Schema wie die Eroberung Jerusalems durch König David oder das Ausmerzen der Albigenser durch Kreuzritter, die, in Ritterordenkostümen oder als Corps-Brüder verkleidet, in bigotter Scheinheiligheit an Fronleichnam durchs Münchner Residenzviertel geistern. Kriegsverbrecher Tilly, der in Altötting verherrlicht wird, bekam während der historischen Schlacht bei Rain am Lech die Quittung, als ihm eine lutherische Schwedenkugel, ohne weiteren Schaden anzurichten, am 15. April 1632, ein Standbein zertrümmerte. Münchhausen hätte den Volltreffer für eine Mondreise genutzt, doch der gehbehinderte Tilly verpasste den Absprung und musste sich mit Kurfürst Maximilian I. in der Jesuitenhochburg Ingol(d)stadt verschanzen, wo ihn (wie den Braunauer) an Walpurgis (30. April) jener Teufel holte, der auch dem Freischütz zum Verhängnis wurde.

Da das Hoheitsgebiet der Herzogin von Brabant, die im Donauwörther Kloster Hl. Kreuz beigesetzt wurde, höchstens zwei Stunden Fußmarsch bzw. eine Geistersekunde vom Schlachtfeld entfernt ist, nehme ich an, dass Maria Magdalena, vierzehn Tage vor der Freinacht (1632) mit den Magdeburger Märtyrerinnen den Lodengreen probte: "Ob Ost, ob West, das gelte allen gleich. Was deutsches Land ist, stelle Kampfesscharen. Dann schmäht wohl niemand mehr das deutsche Reich.“ In diesem Moment taucht unweit des Kloster Ettals in einer künstlichen Grotte der Märchenkönig in einem goldenen Tretboot auf, das von einem Schwan gezogen wird. Leichtfüßig springt er ans Ufer. "Nun sei bedankt, mein lieber Schwan'', sagt er mit ritterlicher Gebärde: "Kehr heim in deine himmlischen Gefilde." Gehorsam wendet sich die Walküre zur Umkehr und schwimmt den rainischen Strom flussabwärts bis Rotterdam, das von einem muslimischen Bürgermeister Ahmed Aboutaleb aus Marokko regiert wird, welcher nichtpazifistische Islamisten mit der Aussage schocktiert, dass jeder, der die Werte einer offenen Gesellschaft wie der niederländischen nicht teilt, gut daran täte daraus die Konsequenzen zu ziehen und fortzugehen.
Daraufhin schreitet der Ankömmling in selbstbewußter Haltung durch den Kreis der Ritter auf den Thron zu, beugt vor dem Kaiser das Knie und verneigt sich ehrfurchtsvoll vor Elsa, der Herzogin von Brabant. "Gestattet mir edles Fräulein, eure Frauenehre zu verteidigen und Euch zu Eurem Recht zu verhelfen." Errötend nickt Elsa dem Erlöser zu und auch der Kaiser gibt sein Einverständnis und bittet den Unbekannten Name und Herkunft zu offenbaren. Der Schwanenritter verneigt sich: "Ich bin Lohengrin - vernehmet aber, ihr schönen Damen und edlen Herren, was ich offenbaren muss: Über meine Herkunft darf ich nichts kundtun; ich habe die Gebote meines Ordens beschworen und diese binden mich zu strenger Verschwiegenheit."


Tilly' sterbliche Überreste befinden sich, bis auf's Gnadenkapellenherz, in einer Gruft der Edinger Stiftskirche (Philipp & Jakob), Ludwig, der Strenge und dessen gleichnamiger Sohn flankieren in der einstigen Klosterkirche Fürstenfeld (* 5. August 1700) im XXL-Format die Schwelle zwischen Zuschauerraum und Schauspielerbühne. Die mörderischen Herrschaften unterscheiden sich im Diessner Asam-Juwel kaum vom anderer Märtyrerfiguren, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts von zwielichtigen Geldadeligen gestiftet wurden, die sich ohne Ablass der Todsünde hätten fürchten müssen. Der Ablasshandel erfolgte meist anonym, trotzdem können Eingeweihte die DNA entschlüsseln. Bei Marien-Stiftungen ist das Coming-out einfach, schließlich ist die Gottesmutter nicht die einzige verlobte Strohwitwe, die sich vom Heiligengeist bzw. Erzengel Gabriel hat schwängern lassen. Sankt Ottilie, die im Huosigau bzw. im Umfeld vom gleichnamigen Benediktiner-Kloster nahezu in jeder Dorfkirche erscheint, repräsentiert jene sündigen Weiber, die auf ihr Erbrecht pochen. St. Ursula von Fürstenfeld, die sich wie Imperator Ludwig und sein mörderischer Vater in strahlendweißer Haute Couture zeigt, outet sich mit goldenen Amazonenpfeilen als artemisische Lesbe. Bei ihrer Altargefährtin, die einen Kelch bzw. Gral in der Hand hält, wird die Identifizierung schwieriger. Ich tippe auf Genoveva von Paris, King Artus Schwestergemahlin, die von Tafelritter Lancelot heiß begehrt wird. Und schon offenbart sich, dass die No-Name-Stifterin dieses barocken Götzenbildes, ihren kurfürstlichen Gemahl mit dessen Mätresse (Kurschatten) betrogen haben könnte. Im übertragenen Sinn sind bayerisch-barocke Theaterkirche mit einer Frauenzeitschrift wie "Gala - erlebe die Welt der Stars" vergleichbar, die ihrem weiblichen Publikum Einblick in eine Traumwelt verschafft, die Begehrlichkeiten weckt. Die halten sich bei mir in Grenzen, da ich aufgrund meiner Übergröße jeden Goldrahmen sprenge.

Und schon taucht Michael Jackson alias St. Clemens in der Fürstenfelder Seifenoper auf, um der Regie zu erklären, dass die Heilige mit dem Brustpanzer und dem Hostienkelch weder Genoveva noch die trojanische Schutzgöttin Pallas Athene sondern eine Barbarin namens Santa Barbarba ist. "Das ist ein waschechter kalifornischer Neverland-Thriller", antworte ich mit einem Medusenlächeln und denke an den Shitstorm, welcher sich jedes Jahr in der Lichtmesswoche über dem Bayerischen Hof zusammenbraut. Im Grand Hotel am Münchner Promenadenplatz schmiedete einst Joseph Lodengreen, der zu Beginn der 80er Jahre aus dem Untergrund auftauchte, in Person des Vizekanzlers, seine salomonische Logen-Karriere, die mit einem Turnschuh-Meineid im Bundestag begann, denn anders lässt sich der radikale Gesinnungswechsel von Petra Kelly' Nachfolger nicht deuten.
Obwohl sich beim Stichwort "Joschka" ein Hurrikan zusammenbraut, möchte ich akut weder den Pop(p)könig, den Fußballkaiser und auch nicht den Barockbaumeister des Dießener Marienmünsters, Johann Michael Fischer, dissen (Hip-Hop-Slang: diskriminieren, verteufeln usw.), sondern im Walpurgisnachhall einer Sonnengöttin huldigen, die in Fürstenfeld eine modische Punktlandung macht und auf der Kaisertribüne mit Goldkrone und güldenem Gewand erscheint. Aus welcher Bildhauerschreinerwerkstatt die Lindenholz-Madonnen zu Füßen des "Wir-sind-IMperator" stammt, steht wahrscheinlich im ungelesenen Kirchenführer, ich weiß nur, dass mit alleinerziehenden Gottesmüttern, die ihre Sprößlinge (Sohn/Sonne) in einem atomaren Endlager (auch Reliquien bestehen aus Atomen) mit Eierhandgranaten spielen lassen, wahrhaft nicht zu spaßen ist.


Historisch könnte die thronende Himmelskönigin zu Füßen des Klostergründers Maria (Rhea) von Brabant, aber auch Ludwigs Großmutter, Gertrud von Habsburg oder die königliche Einsiedlerin Edigna von Puch darstellen, die sich offenbar an St. Ursula ein Beispiel nahm und vor der Hochzeitsnacht die Flucht ergriff. Die Ursula-Legende beginnt damit, dass die Tochter des König Maurus (griechisch: schwarz) nach dem Verlöbnis mit Fürstensohn Aetherius die Anker lichtet. Die weibliche Odyssee endet in Köln mit einem Raubüberfall der "byzantinischen" Hunnen, die in dieser spätrömischen Epoche auf das Kommando von Attila alias König Etzel hören. Das Saint-Ursula-Martyrium ist die christliche Reaktion auf den Artemis-Diana-Bavaria-Kult, deren Kopf, mit Eichenlaub umkränzt, aus dem Frauenmantelbeet (Alchemilla) des Fürstenfelder Klostergarten ragt.
Beim Stichwort "Artia" (griechisch: Bärin) betritt die wundertätige Einsiedlerin Edigna die Bühne, deren Ableben auf den 26. Februar 1108/9 datiert ist. Zeitlich könnte die Pucher Baumheilige, der königliches Blut nachgesagt wird, eine Schwertlilien-Tochter des französischen Karpetingerkönigs Heinrich I. gewesen sein, welcher mit den St.-Emmeram-Mönchen zu Regensburg wegen der Reliquien des kopflosen Saint Dionysos im Clinch lag. 
Ich tippe buchstäblich nicht auf eine Karpetinger-Edigna-Wiege sondern auf Gisela von Burgund, die Gemahlin jenes Bayernherzogs, der als Heinrich, der Zänker in die Kirchengeschichte einging. Die Burgunderin wurde im Damenstift Niedermünster zu Regensburg beigesetzt, in dem sich auch der goldene Schrein bzw. die Bundeslade des Wanderbischofs Erhards befindet, welcher der Legende nach Saint Odilia von ihrer Blindheit kuriert haben soll. Biographische hinkt die Pucher Einsiedlerin der zänkischen Burgundertochter Gisela von Bayern (** 7. Mai 1060), welche den Hunnenkönig Stephanus I. ehelichte, circa 48 Jahre hinterher, die in der Quersumme eine 12 bzw eine III (Tarot: Herrscherin/Kaiserin/Himmelskönigin) ergeben.

Fortsetzung folgt

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